gebliebene Volk sich allmählich nach Mitteln um, den in den Kriegen ausgebildeten Hang zum Wohlleben befriedigen zu können. Die Verth ei lung der Staats-lcindercien besorgten die Vornehmen und bedachten sich dabei vorzugsweise. Mit Hilfe ihres Geldes erkauften sie sich die Stimmen des Volkes oder sammelten Anhänger in der Volksversammlung; wer das meiste Geld gab oder Brot und Korn vertheilte, durch glänzende öffentliche Spiele sich beliebt machte, ging in der Regel siegreich aus den Wahlversammlungen hervor. Zu Cäsars Zeit erhielten
320.000 Bürger monatliche Getreidespenden vom Staate; Cäsar setzte ihre Zahl auf
150.000 herab. Arb ei t f a m k ei t, M äß i g ke i t und Ein f a ch h e i t waren verschwunden, die Sittenreinheit hatte grenzenloser Unzucht Platz gemacht. In Wohnung, Kleidung und Nahrung herrschte die größte Uebertriebenheit. Ein trübes Bild von tiefer Entsittlichung, deren die vornehmsten Familien sich schuldig machten, geben die Bacchanalien in Rom. Die Feste des Bacchus waren aus Campanien nach Rom verpflanzt worden; anfangs wurden nur Frauen in diesen Geheimdienst ein- ["f geweiht. Bald wurden auch Männer zugelassen und bei nächtlichen Gelagen große '»Ä** Ergehen verübt, Mord, Betrug, Giftmischerei rc. Da entdeckte ein junger Römer, welchen die eigene Mutter hatte einweihen lassen wollen, dem Cousul die unzüchtigen Feste. Eine strenge Untersuchung überführte 7000 Männer und Frauen
der Theilnahme. Die Hauplverbrecher fielen unter dem Beile des Henkers; ein Senatsbeschluß untersagte (186) die Feier dieser gräulichen Feste in Rom und Italien auf das strengste. Der römische Dichter Plautus, welcher 184 v. Chr. starb klagt daß der Putz tisch der römischen Frauen zum Unglück der Männer eingerichtet sei. Lreißia
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Moden wechselten in einem Jahre. Es ist leicht einzusehen, daß durch diesen Luxus mit der Einfachheit euch andere Tugenden verdrängt nurden Die Er-iehuna der Kinder wurde griechischen Sklaven, die Führung des Lauswesentz
Arbeiter wurden durch die Kleidungsstücke einer Dame beschäftigt, und 15 verschiedene
Stdnhort morst fnhon in cs*rca in r ' r, . - „ .
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Die Kochkunst ward mit dem Verfalle der rnmif*™
rti. . 1 ' , vu <vuu1.11
Cato gegen das einreihende Verderben auf.
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Seneca und Pllnius.
140
genannt, in welcher er die Tugenden der unverdorbenen Germanen seinem verderbteü Zeitalter gleichsam strafend vorhält, ohne jedoch seinen Stolz als Römer ganz zu verleugnen. Höchst lehrreich sind die Biographien der ersten 12 römischen Kaiser von Suetonius, welcher unter Trajan und Hadrian lebte und das Hof- und Privatleben der Kaiser schildert.
In den Naturwissenschaften haben wir dem Philosophen Seneca 7 Bücher Erörterungen und Plinius dem Ältern eine Naturgeschichte in 35 Bü. chern zu danken. Diese letztere enthält neben naturhistorischen Berichten auch vieles aus dem Gebiete der Mathematik, Geographie und Kunstgeschichte. Plinius kam bekanntlich bei dem Ausbruch des Vesuvs (79 n. Chr.) um, welchen sein Nesse, der jüngere Plinius, in 2 uns erhaltenen Briefen anschaulich beschrieben hat.
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Romulus.
Numa
Pompiliu?.
Tullu?
Hostiliu?.
Ancus
Martins.
Lucius
Tarquinius
Priscus.
Servius
Tullius
100 -
Romulus führte viele glückliche Kriege und verschwand zuletzt nach einer 37jahrigen Regierung auf eine wunderbare Weise bei einer Heeresmusterung (716). Er empfing unter dem Namen Quirinus göttliche Verehrung.
Nach einer Zwischenregiernng (Interregnum) des Senats von einem Jahre bestieg der Sabiner Nuittn Pompilius den Thron (746—673). Er war ein friedliebender König, gab vortreffliche Gesetze, verbesserte den Kalender und beförderte den Ackerbau. Um die Eilten seines Volkes zu bessern, begründete er nach dem Muster der etrurischeu die römische Staatsreligion.*) Es wird erzählt, die Nymphe Egeria habe alle diese Anordnungen dem Könige geboten.
Tullns Hostilius (673—641) war noch kriegerischer als Romulus und zerstörte Alba Longa. Rom und seine Mutterstadt waren mit einander in Krieg verwickelt und hatten sich geeinigt, denselben durch den Zweikampf der Horatier und Curiatier entscheiden zu lasseu. Da die albanischen Cnriatier durch die List und Gewandtheit des letzten Horatiers überwunden worden waren, so mußte Alba Longa die Oberherrschaft Roms anerkennen, suchte aber in einer Schlacht Rom zu verderben. Nun eroberte Tullus Hostilius die feindselige Stadt und verpflanzte ihre Bewohner nach Rom. Nach einer langen Regierung ward Tullns Hostilius, welcher den Gottesdienst ganz vernachlässigt hatte, mit seiner Familie vom Blitze vernichtet.
Ancus Martins (641—616) ordnete den Gottesdienst ganz wieder so, wie sein Großvater Nnma es besohlen hatte, gründete Ostia und befestigte das Jameulum.
Lucius Tarquinins Priscus (616—578), ein Etrusker und Vormund der minderjährigen Söhne des Aneus Martius, bestieg nun den Thron. Er that mehr für Rom durch seine Bauten als durch seine Kriege, indem er den berühmten Tempel des Jnppiters auf dem Capitolium gegründet, den großen Circus für die öffentlichen Spiele errichtet, das Forum und die großen Abzugskanäle (Kloaken) angelegt und eine Ringmauer erbaut haben soll. Zuletzt erschlugen ihn 2 als Holzhauer verkleidete von den Söhnen des Ancus gedungene Mörder. Die Königin Tanaqnil spiegelte dem Volke aber vor, der König sei noch nicht todt und gebiete dem Volke, bis zu seiner Genesung dem königlichen Schwiegersöhne Servius Tullius zu gehorchen.
Servius Tullius (578—534) soll eines Sclaven Sohn gewesen sein, welcher sich so sehr durch Geist und Thätigkeit auszeichnete, daß er der Schwiegersohn des Tarquinius ward. Nachdem der Tod des
*) Die Götterlehre der Römer stimmte im Allgemeinen mit der griechischen überein. Ihre 12 Hauptgottheiten waren: Juppiter (Zeus), Juno (Hera), Neptun (Poseidon), Plnto (Hades), Minerva (Pallas Athene), Apollo oder Phöbus, Diana (Artemis), Vulcan (Hephästos), Mercur (Hermes), Venus (Aphrodite), Mars (Ares), Bacchus. Außerdem verehrten sie Heroen, wie den Romulus. Den Gottesdienst besorgten Priester und Priesterinnen, an deren Spitze der Potifex maximus stand. Die vestalischen Jungfrauen mußten ehelos bleiben und im Tempel der Vesta das heilige Feuer unterhalten. Die Auguren erforschten den Willen der Götter aus den Blitzen und aus dem Fluge der Vögel, die Haruspices aus den Eingeweiden der Opferthiere.
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Extrahierte Personennamen: Romulus Hostiliu Ancus
Martins Lucius
Tarquinius
Priscus Servius
Tullius Nuittn_Pompilius Egeria Tullns_Hostilius Tullus_Hostilius Tullns_Hostilius Ancus_Martins Lucius_Tarquinins Martius Servius_Tullius Servius_Tullius Apollo Diana Hermes
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102
9 Bücher voll Orakelsprüche zum Kaufe angeboten. Der König fand den Preis zu hoch und kaufte sie nicht. Die Frau entfernte sich, verbrannte 3 von den Büchern und kam, um für die übrigen denselben Preis zu fordern. Da sie verlacht wurde, verbrannte sie abermals drei und erschien wieder mit dem Reste; sie erklärte, sie werde auch diese verbrennen, wenn man ihr nicht die zuerst geforderte Summe bezahle. Jetzt erst kaufte sie der König und befahl, die sibyllittischen Bücher im kapitolinischen Tempel sorgfältig aufzubewahren. In Zeiten der Noth pflegte man sie seitdem nachzuschlagen, um zu erfahren, was demstaatswesen fromme.
8 23.
Die ersten Kriege der römischen Republik.
Im Kriege Tarquinius erhielt Hilfe von dem König Porsena voll Clusium, mit Parsena ^^lcher mit einem ansehnlichen Heere heranrückte, das Janieulum nahm und über die hölzerne Brücke in die Stadt Rom eingedrungen wäre, Moralin? wenn nicht Horatills Cocles den Zugang so lange vertheidigt hätte, 'iocl-4. kis die Brücke hinter ihm abgebrochen war. Als die krachenden Balken hinter ihm in die Tiber sanken, sprang er in voller Rüstung in deu Strom und erreichte schwimmend und umschwirrt von den feindlichen Pfeilen wohlbehalten das römische User. Porseua schloß hierauf Rom eng ein. Als Hungersnoth in der Stadt eintrat, verbanden sich 300 edle Jünglinge, den König Porsena zu ermorden; den Mncius Scävola traf das Loos, den Racheplan auszuführen. In etrnrischer Kleidung caju-, Mu- schlich sich der Jüngling ins feindliche Lager, erstach den idchreiber statt cius Scävola ^ und bekannte diesem frei sein Vorhaben und die Verschwö-
rung gegen sein Leben. Als ihm Porsena mit deni-Feuertode drohte, wenn er nicht alles sage, hielt Mncins seine rechte Hand in ein nahestehendes Kohlenbecken und ließ sie verbrennen, um seine Todesfreudigkeit zu zeigen. Porsena bewunderte solchen Heldenmuth und entließ den Scävola, um mit Rom Frieden zu schließen. Die Römer mußten einen Theil ihres Gebietes abtreten und 10 Jüugliuge und 10 Jungfrauen als Geißeln stellen. Unter diesen zeichnete sich Clölm aus, welche die Wächter täuschte, mit ihren Freundinnen über die_ Tiber schwamm und nach Rom zurückkehrte. Allein der Senat verabscheute diesen Betrug und schickte die Jungfrauen dem König zurück, welcher die Clölia und ihre jüngsten Gefährtinnen hierauf freiwillig entließ. Ihr errichteten und (Hoiia die Römer eine Bildsäule. Tarquinius und^ seine Familie sahen Rom °us- nie wieder. Seine Söhne fielen in einer Schlacht, er selbst starb an einer Wunde in der Stadt Cumä (496).
8 24.
Streit zwischen den Plebejern und Patriziern.
Die Noth Die Plebejer mußten viel von bcn Patriziern erdulden. Währeub biefe der Plebejer alle Staatsämter bekleideten und bic Staatslänbereien benutzten, hatten die Plebejer alle Lasten des Staatslebens zu tragen, aber keiner Recht? sich zu erfreuen. Si?
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103
mußten den Herren in den Krieg folgen und waren dadurch verhindert ihre Felder zu bestelle». Darum ernteten sie auch häufig nichts. Dazu kam noch, daß sie Steuern zahlen und im Kriege, ohne Sold zu erhalten, sich verköstigen mußte». Ju der Noth borgten sie gegen hohe Zinse», und konnten sie das Darlehen nicht zurückerstatten, so mußten sie als Sklaven in die Wohnungen der Patrizier übersiedeln und auf ihre Freiheit verzichten. Einst als Nom gegen die Aolsker den Krieg erklärt hatte, weigerte sich das Volk auszurücken. Jn dieser Noth wählte der Senat einen volks-thümlichen Mann zum Dictator, einen Befehlshaber mit unumschränkter Macht über Leben und Tod auf 6 Monate. Dieser versprach dem Volke Abhilfe von seiner Noth, wenn es in den Krieg ziehe, allein die Patrizier hielten, wie schon öfter geschehen war, wieder nicht das gegebene Wort. Da zogen die Plebejer aus der Stadt auf den heiligen Berg, um' eine neue Wohnstätte zu gründen (493). Eine Er ^»"Auszug zählung des an sie abgesendeten Meuenins Agrippa veranlaßte sie zu unterhandeln, '
Sie erklärten sich bereit zurückzukehren, wenn man ihnen die Schulden erlasse, den Eingekerkerten ihre Freiheit ertheile und zwei unverletzliche Vorsteher zugestehe, welche sich des Volkes gegenüber der Obrigkeit und den Patriziern annehmen sollten.
Diese Forderungen wurden gewährt. Die beiden Vorsteher hießen Volkstribunen; sie waren unabsetzbar und unverletzlich, sie konnten durch ihre Einrede (Veto) jeder “soifv“ Handlung einer Magistratsperson und jedem nachtheiligen Senatsbeschlusse Einhalt lribunm, thun und durften flüchtigen Plebejern in ihrem Hause eine Zufluchtsstätte gewähren.
Die Tribunen wurden den Patriziern bald lästig. Als Rom 492 und 491 von einer großen Hungersnoth heimgesucht und Getreide aus Syrakus angekauft wurde, machte ein Patrizier, Cajus Marcius Coriolanus dein Senate den Vorschlag, dem Caju; Volke nur dann unentgeltlich Korn zu überlassen, wenn es auf die- Tribunen ver- cotiotänus zichte. Erbittert über diese Znmuthuug lud ihn das Volk unerhörter Weise vor fein6cbt0^3lom-Gericht. Coriolanus stellte sich nicht, sondern begab sich zu den Volskern und führte sie gegen Rom. Die Stadt wäre verloren gewesen, wenn nicht in der letzten Stnnde die Gattin und die Mutter des Eoriolan, Äolumnia und Veturia, au der Spitze der römischen Frauen den erbitterten Feind der Plebejer zum Rückzüge bewogen hätten. Eoriolan führte die Feinde zurück und starb in der Verbannung ; nach andern Nachrichten steinigten ihn die Volsker, die sich von ihm getäuscht sahen (489).
Die Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern dauerten fort. Als Spurius Spurt»; Casstus zum dritten Male Eousul wurde, machte er den Vorschlag, alles eroberte eag™^bein Land unter die Plebejer zu vertheilen. Die Volksversammlung nahm den de; Volke?, Vorschlag mit Freuden an. Allein nach Ablauf seines Amtsjahres (486) warf man dem Volksfreunde vor, er strebe nach der Königsherrschaft. Er ward enthauptet littd seilt Haus geschleift. Die Aeckerverthciluug kam nicht znr Ausführung, und als 13 , wird Jahre später ein Volkstribnn hiergegen Klage führte, fand man ihn ant andern $,n3endilet' Morgen todt in seinem Hanse.
Nachdem 472 die Plebejer es durchgesetzt hatten, daß auch die Tribunen in der Die Decem-Volksversammlung Gesetzesvvrschläge machen durften, regte sich allmählig das Be- beauftragt," dürfnis nach geschriebenen Gesetzen. Bisher hatten Herkommen und Gewohnheit gegolten mib die Willkür der Patrizier manche Streitfrage ungerecht entschiede».
Als aber ei» Volkstribun beantragte, matt solle Gesetze auszeichnen, durch welche die schnsiliche Staatsgewalt der Eonsnln genau bestimmt werde, erschienen die jungen Patrizier be- 'sammeln' wassnet und jagten das Volk auseinander. Nach heftigen Kämpfen gestanden die Patrizier den Plebejern andere Rechte zu, z. B. die Verdoppelung der Zahl der
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Tribunen und die Besetzung des aventinischen Hügels; allein die Plebejer verblieben bei ihrer ersten Forderung, welche die Tribunen zuletzt dahin abänderten, daß eine Gesetzsammlung für alle Bürger Roms veranstaltet werden solle. Endlich gaben die Patrizier nach und sandten 3 Senatoren nach Athen und andern griechischen Städten, um ihre Einrichtungen kennen zu lernen. Als sie zurückgekehrt waren, wählte der Senat 10 Männer, die Decemvirn, übertrug ihnen für eiu Jahr die höchste Gewalt, damit sie aus den griechischen Gesetzen und dem alt-italischen Rechte ein römisches Gesetzbuch ausarbeiten könnten. Jeder Bürger durfte bei ihnen Verbesserungen vorschlagen und fand freundliche Aufnahme und williges Gehör. Senat und Volksversammlung bestätigten die vorgelegten Gesetze der Decemvirn und beschlossen, dieselben auf 10 ehernen Tafeln auf dem Forum aufzustellen. Zur Vervollständigung der Gesetze ward die Einwilligung zu einem zweiten Amtsjahr (450) gegeben und eine neue Wahl der Decemvirn vorgenommen. Diese neuen Decemvirn benahmen sich ganz anders als die des verflossenen Jahres. Auch ihnen ward die höchste Staatsgewalt übertragen; allein sie mißbrauchten dieselbe. Statt daß vorher nur einer nach dem andern die Ehrenzeichen der höchsten Gewalt annahm, maßten sich jetzt alle dieselben an. Diese Auszeichnung bestand darin, daß ihnen, wie den beiden Eonsuln, gewöhnlich zwölf Amtsdiener, Victoren genannt, mit einem Bündel von Stäben, ans deren Mitte ein Beil hervorragte, vorangingen. Diese „Fasces" stellten die höchste Gewalt über Leben und Tod dar. Im ersten Jahr schritten dem einen oder andern Decemvir zwölf Victoren voran; im zweiten erschien ein jeder mit zwölf Steteren. Man konnte daraus entnehmen, daß sie ihr Amt mit Strenge führen wollten. Sie beriefen auch keinen Senat und keine Volksversammlung und übten Willkür und Uebermuth. Als ihr Amtsjahr vorüber war, traten sie nicht und"- Zurück. Eine empörende That des angesehensten Decemvirs, Appius Claudius, Virginia, stürzte endlich alle. Auf eine hinterlistige Weise suchte er die schöne Virginia, die Braut des ehemalige» Volkstribunen Lucius Jcilius, in seine Gewalt zu bringen. Mit Hilfe falscher Zeugen sprach er sie vor Gericht einem seiner Clienten als Sklavin ztt. Da Virgiuius, der Vater der edlen Jungfrau, keiu Mittel sah, sein Kind zu retten, so ergriff er im Angesichte der Richter auf dem Markte ein Messer, von der nächsten Fleischerbude und stieß sein Kind nieder. Dirginius verfluchte laut den Appius; das Volk sammelte sich um die Leiche, verlangte Ordnung und Gesetz und trieb den Appius mit seinen Anhängern in den nächsten Tempel. Als hierauf Virginius mit beut blutigen Messer ins Lager kam nnb dem Heere den Vorfall
Die Decem- schilberte, würden die Decemvirn ihrer Wurde entsetzt. Appius und einer seiner
abgesetzt^ Kollegen wurden vor Gericht gestellt. Beide entleibten sich im Gefängnis, und die übrigen Decemvirn wurden verbannt (449). Das Volk zeigte große Mäßigung und Sa. zwölf- achtete die erhaltenen Gesetze, welche nun in 12 Tafeln aufgestellt würden. Des iaselgesetz. Aglkes Ausbauer erwarb ihm weitere Rechte. Zuerst mußten die Ehen zwischen Patriziern und Plebejern zugestanben werden (445). Der Forderung, daß einer der Eonsuln aus den Plebejern gewählt werden sollte, suchten die Patrizier dadurch auszuweichen, daß statt der Eonsuln Kriegstribune mit konsnlarer Gewalt gewählt werden durften, zu welchem Amte auch die Plebejer Zutritt erhielten. Nach Beendigung Die Plebejer der Kämpfe mit den Etruskern und Galliern brach der Kampf der Plebejer gegen allmählich die Patrizier wieder aus. 376 forderten die Tribunen Licinius Stolo und
Lucius Sextius für die Plebejer Nachlaß der Schulden, Antheil au den Staats-
lättdereien und am Eonsnlat 10 Jahre wußten die Patrizier die Attitahmc dieser Gesetze zu hindern, allein am Ende mußten sie doch nachgeben, und 366 bekleidete der erste Plebejer, Lucius Sextins, das Eonsnlat.
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Nach und nach erhielten die Plebejer auch Zutritt zu denjenigen Aemtern, welche die Patrizier für sich zu behalten gedachten, 356 zur Diktatur, 351 zur Ti*«n
Zensur,*) 337 zur Prätur und 300 zum Pontificate. So hatten die Plebejer vtcmlerni
es denn endlich durchgesetzt, daß sie zu allen öffentlichen Aemtern gelangen konnten; allein ihre Lage war oft eine recht traurige, da die Vertheilung der Staatsländereien stets auf eine höchst willkürliche Weise vorgenommen wurde, was in der Folge zu
neuen Streitigkeiten Anlaß gab (§ 35). Zu einer völligen Gleichstellung der beiden
Stände in Rom fehlte nun nichts mehr, als das Recht der Plebejer zur Gesetzgebung. 288 setzten sie es endlich durch, daß alle Beschlüsse der Volksversammlung (Tributcomitien) allgemein gültig seien. An die Stelle des patricischen Adels trat aber bald der Amtsadel (die Nobilität).
8 25
Roms Kriege mit Neji.
Die ältesten Feinde Roms waren die etrurische Stadt Veji, die Volöker und Rom?*mit die Aequcr. Römische Schriftsteller führen die Kriege mit Veji bis zu den Zeiten des Nomulus hinauf. Auch 481 sollen zwischen Veji und Rom heftige Kämpfe stattgefunden haben. Die Familie der Fabier erneuerte den Streit, um die Plebejer zu beschäftigen, und um einiges verlorenes Gebiet wieder zu erobern. Als aber die Plebejer den Kriegsdienst verweigerten, siedelten 306 Fabier mit ihren Familien und Clienten in einer Festung sich an und wurden alle bis auf einen Knaben, reichen m von welchem der berühmte Gegner Hanmbals, Fabius Maximus Cuuctator, bi^e^stcn abstammen soll, von den Vejentern erschlagen; nach einer Sage, als sie sich durch hinauf, dargebotene Beute täuschen ließen und von ihrer Festung entfernt hatten, nach einer andern, als sie unbewaffnet nach Rom gezogen waren, um ein Opfer zu verrichten.
Die Vejenter erschienen sogar vor Rom, wurden aber zurückgeschlagen und zum Frieden gezwungen.
Auch die Dolsker, welche schon unter Coriolan's Führung Rom in große Ge-fahr gebracht hatten, bedrängten die Stadt auf's neue. 458 drangen die Aequer Volskern siegreich bis vor Rom; es gelang ihnen sogar, ein römisches Heer einzuschließen.
In dieser Gefahr erwählten die Römer einen Dictator, L. Duinctius Cineiuna tus. Als ihm die Abgeordneten des Senates seine Ernennung zu der höchsten , rettet Würde des Staates überbrachten, fanden sie den Netter Roms am Pfluge, wie er seine Later« nach der einfachen Weise der Väter seinen Acker selbst bestellte. Seine Frau mußte f|a61-ihm erst sein Kleid holen, ehe er die Gesandtschaft empfing. (Mnciimatus rettete das Vaterland und kehrte dann wieder zurück zur ländlichen Arbeit.
Als die Vejenter beschuldigt wurden, daß sie den Abfall benachbarter Völker und die Ermordung römischer Gefanbten veranlaßt hätten, beschloß der Senat, die Erz-
*) Alle 5 Jahre (Lustrum) wurden zwei Censoren gewählt, mit einer Amtsdauer von 18 Monaten. Sie besorgten den Census, d. h. die Schätzung des Vermögens und die darauf gegründete Cintheilnng der Bürger in Centurien. Auch hatten sie das Recht, solche Vergehen gegen das öffentliche Wohl und die Sitte zu rügen und zu strafen, welche gerichtlich nicht verfolgt werben konnten. — Die Prätoren waren hie Richter.
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die Einwilligung des Senates erforderlich, dessen Mehrzahl sich auf dem Capitolium befand. Ein Jüngling schlich sich in der Nacht durch das gallische Lager, erstieg den Hügel an der steilsten Stelle und brachte alsbald die erlangte Einwilligung des Senates nach Veji zurück. Die Gallier, die seine Spuren aut folgenden Tage bemerkten, erkletterten nächtlicher Weile an derselben Stelle das Kapitol. Die römische Wache be(a<imt das schlief, aber die Gänse, welche zu Ehren der Inno auf dein Kapitol gehalten wurden, (~ahl0,ram-erhoben ein so gewaltiges Geschnatter, daß der Eonsnlar Maulius erwachte und die eindringenden Gallier herabstürzte. Während nun Eamillus sein Heer zum Entsätze Kamillus des Eapitoliums ausrüstete, gerieth Maulius mit der Besatzung der Burg durch ^älustadv Hunger in große Noth. Endlich unterhandelte man mit den Galliern wegen ihres Abzugs. Vrennus forderte looo Pfund Gold. Mit Mühe brachte man es zusammen; auch die Fraueu mußten ihre Schmucksachen opfern. Als aber Brennus das Gold auf falscher Wagschale wog und trotzig, als sich die Römer beklagten, sein Schwert noch zu den Gewichien warf mit dem Ausruf: „Wehe den Besiegten", da erschien plötzlich der Dictator Eamillus, wie die späteren Geschichtsschreiber erzählen, mit seiner Schaar und rief: „Weg mit dem Golde! Mit Eisen verkauft der Römer sein Vaterland!" und erklärte den ohne seine Zustimmung eingegangenen Vertrag für nichtig. Ein blutiger Kampf verjagte die Gallier aus den verödeten Straßen Roms, und wird Auf den Rath des Eamillus blieben die Römer, welche nach Veji übersiedeln wollten, Xüxct*
doch im alten Rom und bauten es rasch wieder auf, so daß die eugeu und unregel- Roms,
mäßigen Straßen später recht unangenehm gegen neuere Stadttheile abstachen. Eamillus erhielt den ehrenden Beinamen „Vater des Vaterlands" oder „zweiter Gründer Roms". Er starb hochbetagt an der Pest (365), welche viele Menschen hinwegraffte.
Damals bildete sich auf dem römischen Markte in Folge eines Erdbebens ein Gurtius
großer Spalt. Die sibylliuischeu Bücher sagten aus, er werde sich wieder schließen,
wenn Rom das Beste und Stärkste, was es besitze, hineinwerfe. Da bestieg M. (Sui'tius sein Roß, weihte sein Leben den unterirdischen Göttern und stürzte sich hinab in den Abgrund, welcher sich alsbald über ihm schloß.
Durch den gallischen Brand geriethen die Plebejer abermals in große Noth, Manttus welche die Patrizier zu ihrem Vortheil ausbeuteten und zahlungsunfähige Plebejer „"/d'hinge-wieder zu ihren Schuldknechten machten. Manlius, der Retter des Capitols lieh ll^tet-400 verschuldeten Bürgern Geld ohne Zinsen und forderte die Tilgung der Schulden durch Verkauf von Staatsländereien, deren Besitz sich die Patrizier angemaßt hatten.
Als er die Patrizier wegen ihrer Grausamkeit öffentlich tadelte, ward er eingekerkert, mußte aber wieder freigegeben werden. Später beschuldigte man ihn, er strebe nach der Königswürde, und stürzte ihn vom tarpejischen Felsen hinab.
8 27.
Die Samniten-Äriege.
Die Latiner waren schon lange mit Rom verbündet und verlangten, mit den Sit $Qtincr Römern ein Volk auszumachen und Zutritt zum Senate und Eonsulate zu erlangen.
Als die Römer dies verweigerten, brach der Krieg mit den Latinern aus. Titus Bürgerrecht! Manlius Torquatus hatte als Eonsul, sobald er in die Nähe des Feindes kam, den Befehl ertheilt, es solle sich niemand, bei Todesstrafe, in einen Kampf mit de;n bei Feinde einlassen. Dagegen verging sich des Eonsuls eigener Sohn, welcher vom Coniuk '
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prächtige Bauten stiegen allenthalben empor, und auch Privathäuser glänzten in griechischem Schmucke, Luxus und Ueppigkeit nahmen überhand, und da das Geld nur in die Hände der höheren Beamten und Ritter floß, welche durch die Verwaltung der Provinzen oder durch gepachtete Zölle und Geldgeschäfte sich zu bereichern wußten, so sah das armgcbliebene Volk sich nach Mitteln um, den in den Kriegen ausgebildeten Hang zum Nichtsthun und Wohlleben befriedigen zu können. Die Ver-theilung der Staatsländereien besorgten die Vornehmen und bedachten sich dabei mehr, als das licinische Gesetz erlaubte (§ 35). Mit Hilfe ihres Geldes erkauften sich die Reichen die Stimmen des Volkes in der Volksversammlung; wer das meiste Geld, Brot und Korn vertheilte oder durch glänzende Spiele das Volk belustigte, ging in der Regel siegreich aus den Wahlversammlungen hervor. Mit Recht sagte der numidische König Jugurtha von dem Rom der damaligen Zeit: „Rom, wie bist du doch so feil geworden; weitn sich ein Käufer fände, du wärest zu kaufen!"
8 .35.
Die Gracchischen Unruhen (133—121).
Ein Enkel des älteren Scipio war Tiberins Sempronins Gracchus; seme®ie Familie Mutter Cornelia, eine Tochter des älteren Scipio, war eine der edelsten Frauen ^acch/n. Roms. Sie hatte ihren Gemahl frühzeitig verloren «nd ihre ganze Sorgfalt auf die Erziehung ihrer 3 Kinder, Tiberins, Cajns und Sempronia, verwendet.
Die Heirath Semproma's, welche ihre Hand dem jüngeren Scipio reichte, gab Veranlassung, daß Cornelia gewöhnlich die Schwiegermutter des Scipio genannt wurde.
Ihren Söhnen schärfte sie frühzeitig ein, daß sie es lieber hören würde, wenn man sie die Mutter der Gracchen nennen wolle.
Tiberins Gracchus hatte sich im Kriege gegen Karthago und Numantia aus-gezeichnet. Rachbein der Senat den durch ihn abgeschlossenen Vergleich mit den Numan- will dem tinern für ungültig erklärt hatte, verließ er den Kriegsdienst und ward Volkstribun, .^Wndereien um sich des armen Volkes annehmen zu können. Damals war alles eroberte Land verhelsen, größteutheils in den Händen der Reichen, obwohl das licinische Gesetz verlangte, es solle keine Familie mehr als 500 Morgen Staatsländereien besitzen. Deshalb schlug Tiberius Gracchus vor, endlich einmal das Gesetz des Licimus durchzuführen und den besitzlosen Bürgern kleine Grundstücke von dreißig Morgen abzutreten. Allein die Vornehmen und der Senat gewannen einen andern Volkstribunen, welcher dem Vorschlage des Gracchus sich widersetzte. Jetzt ließ Gracchus den feindlichen Tribunen wider Gesetz und Recht von der Volksversammlung absetzen; sein Vorschlag ward angenommen, und Tiberius Gracchus, sein Bruder Cajus und sein Schwiegervater Appius Claudius erhielten den Auftrag, die Aeckervertheilung vorzunehmen. Allein es war schwer zu ermitteln, welches Land Privat-, welches Staatseigenthum sei.
Während dieser Untersuchung rückte das Ende von Gracchus' Amtszeit heran. Der und tdirb Senat bot alles aus, damit Gracchus nicht zum zweiten Male gewählt werde. Der ^Opfer^
Wahltag fiel in die Zeit der Ernte, und das Volk fand sich in geringerer Zahl als Absicht,
sonst ein. Da verbreitete sich die Nachricht, es gingen einige Senatoren mit dem
Plane um, den Gracchus zu todten, und im Senat ward erzählt, Gracchus habe die
Königskrone vom Volke verlangt. Als der Eottsul sich weigerte, Gewalt anzuwenden-stürmten die Senatoren unter Scipio N^sica aus dem Tempel, wo sie sich versammelt, auf den Wahlplatz vor dem capitolinischen Tempel hinaus und erschlugen den Gracchus mit 300 Anhängern; sein Leichnam ward in die Tiber geworfen (133)-
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TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio Tiberins_Sempronins_Gracchus Cornelia Scipio Scipio Scipio Cornelia Scipio Tiberins_Gracchus Tiberius_Gracchus Tiberius Tiberius_Gracchus Tiberius Cajus Appius_Claudius Scipio_N^sica Scipio